Freitag, 29. August 2014

Tag 196: Rzeszów - Sandomierz, 91 km

Heute war bestes Radfahrwetter: Sonnig, aber nicht zu heiß. Die Straße war leider nur halb so gut, denn es ging weiter auf der viel befahrenen Nationalstraße 9. Immerhin hatte sie an vielen Stellen einen Radweg, der auch ganz gut befahrbar war.

Ein Cache führte mich zu einem ehemaligen jüdischen Friedhof, der von den Nazis eingeebnet worden war. Inzwischen ist das Gelände wenigstens wieder eingezäunt und es ist eine Plakette angebracht. Fast die Hälfte der Einwohner von Głogów Małopolski war damals jüdischer Abstammung und praktisch keiner hat überlebt. Leider ist das nur ein Beispiel von vielen Orten, über die man hier stolpert und von denen man sich wünscht, dass die dort begangenen Verbrechen nie geschehen wären.


Zu Mittag habe ich endlich meine polnische Lieblingsspeise gegessen: Pieroggen! Die gibt es mit allen möglichen Füllungen, ich habe mich heute für Kohl und Fleisch entschieden.


Ich bin in Sandomierz jetzt wieder auf meinem original geplanten Track, d. h. die Ukraine-Umfahrung ist beendet und ich bin auf der Zielgeraden. Eigentlich wollte ich hier einen Pausentag einlegen, denn ich war vor 35 Jahren schon einmal zusammen mit Siegfried mit dem Fahrrad hier und ich erinnerte mich, wie sehenswert die Stadt war. Jetzt passt es leider vom Timing her nicht und ich fahre morgen schon weiter. Bevor ich aber den Stadtrundgang machen konnte, musste ich zuerst mein Zelt aufbauen. Ja, nach 2 Monaten zelte ich mal wieder - ich hätte das Zelt ja sonst auch völlig umsonst mitgeschleppt! Man hat es übrigens gemerkt, dass ich das Zelt lange nicht benutzt habe, denn beim Aufbauen habe ich mich reichlich dämlich angestellt. Aber jetzt steht das Zelt!


Vom Zeltplatz sind es nur 4 Minuten zu Fuß den Hügel hinauf zur Altstadt. Meine Erinnerung hat mich nicht getäuscht, Sandomierz ist wirklich sehenswert! Das liegt auch daran, dass es im Krieg nicht zerstört wurde: Der sowjetische Kommandant hat angesichts des malerischen Stadtbilds den Befehl zur Beschießung ignoriert und die deutschen Verteidigungstruppen haben sich wegen der aussichtslosen Lage kampflos ergeben.


Es gibt auch noch ein schönes Stadttor mit Turm und man kann den Turm sogar besteigen. Das habe ich natürlich getan, aber die Fotos von der Aussicht sind wegen des niedrigen Sonnenstandes nicht so richtig was geworden. Man kann aber weit in das Weichseltal hineinsehen.




Zum Schluss wollte ich mir die Kathedrale ansehen, dort fand aber gerade ein spezieller Gottesdienst statt. Anschließend gab es eine Prozession mit vielen Bannern und Wappenfahnen, bei der gesungen wurde. Die Prozession endete auf dem Marktplatz und dort gab es eine Art schunkelndes Tanzen zu Marienliedern. Was das genau war, habe ich leider nicht herausfinden können.


Anmerkungen:
Heute habe ich mir eine neue Warnweste gegönnt. Ich habe nämlich gestern festgestellt, dass die Reflektorstreifen meiner alten Weste fast gar nicht mehr reflektieren. Ich wusste gar nicht, dass so etwas passieren kann. Es muss durch das Flattern im Fahrtwind geschehen sein, wenn der Klettverschluss nicht gehalten hat. Der Alt-Neu-Vergleich mit Blitzlicht (siehe Foto) zeigt jedenfalls einen deutlichen Unterschied!



2 Kommentare:

  1. Hallo Jan,

    die neue Weste ist auf jeden Fall modisch ein Schritt nach vorne, die Sonnenbrille toppt aber alles!

    Weiterhin gute Reise ;-)
    Bernd

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  2. Hallo Bernd,

    an modisch hatte ich eigentlich nicht gedacht. Es stellt sich die Frage, ob Du als Modeberater zur Verfügung stehen willst, wenn ich mich in 3 Wochen neu einkleide. Ein Besuch bei Policke ( http://policke1.p2-men.de/ ) ist fest eingeplant!

    Und zur Sonnenbrille: Ich war heilfroh, dass es einen Grund gab, sie aufzusetzen - heute gab es leider keinen!

    Liebe Grüße
    Jan

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