Donnerstag, 4. September 2014

Tag 202: Pausentag in Poznań

Heute klingelte mal kein Wecker und trotzdem war ich schon um 7 Uhr wach. Aber ich habe mich einfach nochmal umgedreht und noch ein Stündchen weitergeschlafen. Der Tag heute war sonnig und warm, bestes T-Shirt-Wetter. Mit dem Stadtführer-Heftchen aus dem Hostel habe ich mich auf den Weg gemacht, um die Stadt zu erkunden. Erstes Ziel war der Kaiserpalast, der von 1905-1910 errichtet wurde. Damals gehörte Poznań zu Preußen und der Palast war als königliche Residenz für Wilhelm II. in seiner Eigenschaft als König von Preußen gebaut worden. Also eingentlich ein Königspalast, aber in Polen nennt man ihn nicht so, weil mit Königspalast der Palast der polnischen Könige gemeint wird. Heute beherbergt der Palast ein Kulturzentrum.


Im Park direkt gegenüber steht das große Monument zur Erinnerung an die Opfer der Niederschlagung des Posener Arbeiteraufstandes vom Juni 1956. Es wurde 1981 zum 25. Jahrestag unter großer Anteilnahme der Bevölkerung aufgestellt. Auf dem rechten Kreuz sind weitere Jahreszahlen zu lesen, in denen bei Demonstrationen Menschen getötet wurden. Das Denkmal ist in der kurzen Zeit zwischen der Gründung der Solidarność Ende 1980 und der Ausrufung des Kriegsrechts im Dezember 1981 errichtet worden. Ende 1981 hat jemand die Zahl 1981 auf dem rechten Kreuz ergänzt, was von den Ordnungskräften aber sofort wieder entfernt wurde. Heute steht die Jahreszahl wieder drauf.


Weiter ging es zum Freiheitsplatz, einem großen offenen Platz für Veranstaltungen. Hier wurde bei der Fußballeuropameisterschaft 2012 die Fan-Meile eingerichtet. An der Seite in Richtung Marktplatz steht ein großer moderner Brunnen mit Passage für Fußgänger, da musste ich natürlich durchgehen. Es ist erstaunlich, wie erfrischend so eine kleine Änderung des Mikroklimas sein kann!


Dann kam ich zum Prunkstück von Posen, dem Marktplatz. Der Eindruck von gestern Abend hat auch bei Tageslicht gehalten: Alle Häuser sind gut restauriert. Ich habe von einem Haus noch das Foto vor Augen, das ich 1979 geschossen hatte. Anhand der Stuckfiguren konnte ich es gut identifizieren. Es ist überhaupt kein Vergleich zu damals!


Besonders schön ist das Rathaus. Leider war ich nicht um Punkt 12 Uhr da, wenn aus dem Uhrenturm zwei mechanische Ziegenböcke herauskommen und miteinander kämpfen. Das geht auf eine alte Posener Legende aus dem Jahre 1551 zurück, nach der sich bei der Einweihungsfeier für die Rathausuhr zwei Ziegen vor dem Schlachten auf den Rathausturm geflüchtet hatten. Die Feier war dann fleischlos und zur Erinnerung an diesen Abend wurde der Mechanismus eingebaut. Ob das wohl stimmt? Hübsch ist die Geschichte aber!


Nun war es Zeit für die Mittagspause. Während ich auf das Essen wartete, konnte ich jetzt selbst einmal das Live-Tracking der Europaradler ausprobieren. Zwischen Vorspeise und Dessert schaffen die ganz schön Kilometer weg und ich selber hatte es dabei urgemütlich!

Der vorgeschlagene Stadtrundgang endete bei dem Einkaufszentrum "Alte Brauerei". Dieses soll im Jahre 2005 als bestes Einkaufszentrum der Welt in mittlerer Größe ausgezeichnet worden sein. Wenn das mittlere Größe ist, was ist dann groß? Ich jedenfalls fand es riesig und architektonisch sehr interessant. Aber Kettenöl für mein Fahrrad habe ich hier nicht gefunden - da musste mir Google Maps erst einen Fahrradladen raussuchen.




Ich habe danach noch einen kurzen Spaziergang zur Dominsel gemacht, um die Kathedrale zu fotografieren. Die hat mich aber weit weniger beeindruckt als der Marktplatz.


Auf dem langen Rundgang habe ich heute auch noch 6 Caches gefunden - ein perfekter Pausentag!

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