Mittwoch, 2. Juli 2014

Tag 138: Xanthi - Alexandropoulis, 115 km

Ich bin jetzt in Thrakien und das merkt man am deutlichsten daran, dass jetzt wieder in jedem Dorf ein Minarett steht. Hier gibt es eine große türkische Minderheit - eigentlich ist es wohl eher eine Mehrheit.

Nach Rücksprache mit Falko habe ich mich bewusst für die Straße entlang des Gebirges entschieden. Diese läuft parallel zu einer neu gebauten Autobahn und hat daher wenig Verkehr. Ich war eigentlich auf mehr Auf und Ab eingestellt und war angenehm überrascht, dass es zunächst flach war bzw. sogar bergab ging. Es hat mich an die Straße Pedegarganica in Italien erinnert: Auf der einen Seite Gebirge und auf der anderen Seite einen weiten Blick in die Ebene.


Plötzlich sah ich ein Schild "Byzantine bridge" und ich wusste, dass dort auch ein Cache lag. Also bin ich dem Weg ins Gebirge gefolgt. Ein 64-jähriger Grieche, der hier fischen wollte, hat mich dann auf dem Wanderweg zur Brücke geführt. Das Fahrrad musste ich abstellen. Es waren aber nur ca. 400 Meter zu laufen, übrigens ein markierter Wanderweg. Merke: Die Rhodopen sind als Wandergebiet vermutlich durchaus geeignet, es wird nur schwer sein Wanderkarten zu bekommen. Die Brücke war jedenfalls sehr eindrucksvoll.


Irgendwie sah die Brücke wackelig aus, aber sie war breit genug und die Chance auf ein spektakuläres Foto wollte ich mir nicht entgehen lassen.


Die Straße verließ dann den Gebirgsrand und verlief lange Zeit durch die Ebene. Gelegentlich war eine kleine Hügelkette zu überwinden. Die Stadt Komotini wartete leider mit 4-spurigen Straßen bei der Ein- und Ausfahrt auf. Dafür hatte sie aber einen breiten Radweg mitten auf der Einkaufsstraße - sehr ungewöhnlich für griechische Städte.

Unterwegs bin ich mehrfach kurz eingekehrt an Tankstellen oder Supermärkten, um kalte Getränke zu kaufen. Meist habe ich dann mit Griechen am Tisch gesessen und ein bisschen geklönt. Irgendwie geht es mit Deutsch, Englisch und den Visitenkarten ganz gut.

Heute waren es 34 Grad und es kam mir gar nicht besonders heiß vor. Trotzdem war die Nachmittagssteigung von etwas über 200 Höhenmetern ziemlich anstrengend. Während des Anstiegs gab es etliche Stellen, an denen auf die Via Egnatia hingewiesen wurde. Das war zu Römerzeiten der Highway von Rom nach Byzanz. Die Via Egnatia verlief als Fortsetzung der Via Appia von Durrës bis nach Istanbul. Heutzutage wird die griechische Autobahn A2 als Via Egnatia bezeichnet und die Bundesstraße, die ich heute fuhr, ist die alte Via Egnatia. Von der römischen Via Egnatia ist nicht mehr viel zu sehen, aber wenn man genau hinsieht, erkennt man die Kopfsteinpflasterung. Das ist zwar besser als Matschlöcher, aber ich bin schon froh, dass ich hier nicht zur Römerzeit unterwegs bin, weil das sehr viel anstrengender gewesen wäre!


Nachdem dieser letzte Anstieg überwunden war, ging es gemütlich bergab nach Alexandroupolis. Auf dem Weg traf ich auf Angela und Roman, die mit dem Fahrrad auf dem Rückweg von Istanbul in die Schweiz sind. Dort sind sie vor 15 Monaten gestartet und haben in Istanbul ihre Fahrräder untergestellt, um mit Rucksäcken weiterzureisen entlang der Seidenstraße bis nach Peking. Ich bin schon gespannt darauf, ihren Blog zu lesen.

In Alexandropoulis werde ich morgen einen Tag Pause machen. Der erste Spaziergang deutet an, dass das eine gute Wahl war. Es ist eine Ferienstadt an der See mit Strand, Leuchtturm und breiter Promenade.


Technische Anmerkungen:
Morgen am Pausentag bleibt das Tracking-Device ausgeschaltet.

Ich habe den 12.000-Kilometer-Kettenwechsel ohne Probleme durchgeführt und diesmal auch etwas Luft in die Reifen nachgepumpt.

Durch Zufall habe ich heute ein neues Hausmittel gegen zerkratzte GPS-Displays gefunden. Meines ist so alt und zerkratzt, dass einige Stellen schon richtig milchig sind. Wenn ich dort Details erkennen will, dann wische ich mit etwas Spucke über das Display. Der Feuchtigkeitsfilm gleicht die Kratzer aus und das Display wird wieder lesbar - für ungefähr 5 Sekunden. Dann sind leider zusätzliche Schlieren von der getrockneten Spucke zu sehen. Heute ist mir beim Mittagessen Speiseöl aufs Display getropft: Genial! Wirkt genauso, trocknet aber nicht gleich weg!

1 Kommentar:

  1. Hallo Herr Rüten-Budde, ich sag nur "Displayschutzfolie" ;-) aber das müsste dann direkt vor der ersten nurzung drauf ;-)daher bei Ihnen ja vil zu spät ;-)

    Viele liebe Grüße

    Florian Martin

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