Samstag, 5. Juli 2014

Tag 141: Keşan - Tekirdağ, 87 km

Heute ging es immer auf der 4-spurigen Hauptstraße längs, die einen breiten Seitenstreifen hatte. Der Verkehr war erträglich, aber irgendwie war es schon ein bisschen langweilig. Die Straße ging nämlich wie eine alte Römerstraße ganz lange geradeaus. Abwechslung gab es nicht durch Kurven, sondern nur durch Hügelkuppen. Unten sah man nicht, wo es weitergeht, und oben konnte man sehen, dass es noch weitere 10 Kilometer geradeaus geht.


Etwas unangenehm waren einige Baustellen, weil dann der Seitenstreifen nicht da war. Hier konnte ich aber schön fotografieren, dass die Baustellen schon länger da sind, denn inzwischen wachsen wilde Sonnenblumen aus den Betonfugen.


Ich habe ein paar Moscheen am Wegrand fotografiert. Hier sehen sie in jedem Dorf unterschiedlich aus. Das ist anders als in Albanien, wo man sie anscheinend in Fertigbauweise massenhaft aufgestellt hat.






Nach etwa 50 Kilometern bin ich eingekehrt. Keine Karte, kein Englisch aber die Frage "Kebab, Salad, Yort?" Da sagt man dann "Yes!" und bekommt eine ordentliche und schmackhafte Portion. Einfach so Bezahlen und Weiterfahren ging aber nicht, erst musste ich wieder einen Tee trinken und erzählen, wo ich herkomme und wo ich hinwill. Die Visitenkarte und das Smartphone mit der Wo-bin-ich-gerade-Seite helfen dabei ungemein.

Dann tauchte plötzlich Tekirdağ und das Marmara-Meer vor mir auf. Ich konnte sogar das andere Ufer sehen und war begeistert, dass jetzt schon Asien in Sichtweite ist. Es war aber wohl nur die Marmara-Insel, die ich dort sah.


Ein neues Meer, da muss ich natürlich gleich drin schwimmen gehen! Nach dem Einchecken im Hotel und noch vor dem ersten WM-Spiel bin ich also losgezogen und habe den Strand gesucht. Die Promenade war schnell gefunden, aber Strand war nicht zu sehen.


Zwischen zwei Häfen habe ich dann doch einen Ministrand gefunden, an dem ich ins Wasser gehen konnte.


Das "ğ" in Tekirdağ spricht man übrigens nicht, es sorgt nur dafür, dass das davorstehende "a" lang ist. Diese Regel steht in meinem Türkisch-Buch. Eine andere Regel steht nicht dort, aber ich habe sie beim Fußball-Gucken aufgeschnappt: Offensichtich wird die Endung -ar häufig "-asch" ausgesprochen. So spielten bei Brasilien gestern statt Neymar, Oscar und Julio César die Spieler Neymasch, Oscasch und Julio Césasch! Und bei einem Eckball hieß es konsequenterweise cornesch statt corner.

Tekirdağ ist laut Wikipedia für seine Köfte-Lokale bekannt. Köfte sind Hackröllchen, die wie bei der Mittagspause mit Salat und Joghurt serviert werden. Tatsächlich reiht sich hier Lokal an Lokal und alle sind ordentlich besucht. Englische Karte ist natürlich wieder Fehlanzeige, aber von 5 Kellnern kann wenigstens einer ein paar Brocken Englisch. Er setzt mich an einen Tisch zu einem Italiener, mit dem ich mich dann sehr angeregt unterhalten habe. Er reist von Hafen zu Hafen, um Öltanker zu inspizieren. Am Ende hat er mich sogar zu dem Essen eingeladen - vielen Dank!

Technische Anmerkungen:
Wer ganz genau beim Tracking hingesehen hat, hat vielleicht bemerkt, dass ich die letzten 12 Kilometer nicht wie geplant die Nebenstraßen benutzt habe. Die waren nämlich Sandwege und es stand noch eine längere Abfahrt an. Die wollte ich dann doch lieber auf Asphalt genießen. Gleich als ich das entschieden hatte, habe ich eine kurze Pause gemacht, um einmal den Sandstaub von der Kette zu entfernen und sie etwas zu ölen.

1 Kommentar:

  1. Hallo Jan,
    die letzten Tage habe ich Deine Tour dank Tracking device quasi im live-ticker verfolgt. Offensichtlich kommst Du sehr zügig voran. Selbst der Grenzübergang in die Türkei hat Dich nicht viel Zeit gekostet.
    Ab Silivri darfst Du die Uferpromenade genießen, die nach Istanbul führt. Verdienter Lohn nach der langen Anreise.
    Eins noch: in Büyükcekmece gibt es eine 500 Jahre alte Brücke zu besichtigen bzw. zu überfahren, nur wenige Meter nördlich der Hauptstraße.
    Wir wünschen Dir eine gute Fahrt nach Istanbul, genieße die letzten Kilometer, bevor Du nach hause fährst - mit dem Fahrrad.

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