Sonntag, 6. April 2014

Tag 51: Pausentag, Ausflug nach Tanger

Vermutlich war es der Fisch gestern im Restaurant, der Anke heute Nacht unwohl sein ließ. Trotzdem war sie heute früh wild entschlossen, die Reise nach Afrika zu unternehmen. Wir waren um 8 Uhr rechtzeitig am Fährterminal, denn man muss 45 Minuten vor Abfahrt einchecken. Es gab gleich mehrere Kontrollen und man musste zwei Formulare für die marokkanischen Grenzbeamten ausfüllen. Auf dem Schiff haben wir es uns schnell an einem Fensterplatz gemütlich gemacht und wunderten uns, dass die Leute alle in einer Schlange anstanden. Später mussten wir auch anstehen, denn man musste das erste Formular gegen einen Stempel im Reisepass noch an Bord umtauschen. Delfine haben wir übrigens keine gesehen.


Glücklich angekommen wurden wir noch zweimal kontrolliert und mussten durch eine Gepäckkontrolle. Es sah nicht so aus, als ob die besonders ernst genommen würde, aber sie musste halt sein. Vor dem Fährterminal wurden wir dann penetrant von Taxifahrern und Touristenführern angesprochen, die wir als Geocacher ja nicht wirklich brauchen. Unser erster Weg führte uns dann auch zu Fuß zum Cache "Welcome to Morocco".


Mit Geocaching hat das nicht so richtig was zu tun, denn nach 2 Minuten kam Achmed mit Warnweste und Geocachermütze und brachte uns die Filmdose zum Signieren, die er aufbewahrte. Er bekam dann von jedem einen Euro dafür.


Dann ruhten wir uns in einem Café aus. Anke und ich nahmen süßen Minztee, der in schönen Kannen serviert wird. Das war genau das richtige für Anke, denn der Zucker gab ihr massenhaft neue Energie: Danach ging sie doppelt so schnell. Sie meinte dazu nur: "Jetzt geht es ja auch zum Shoppen!"


Jetzt ging es tatsächlich über Märkte, die nach Warengruppen organisiert waren. Wir kauften ein paar Bananen, Cola, ein belegtes Brot und ein paar Kekse.


Es gab aber auch eher eklige Teile des Marktes, wo zum Beispiel lebendes Geflügel gehandelt wurde. Es roch furchtbar und man konnte sich vorstellen, wie Vogelgrippe entsteht.


Wir haben dann in einem Park auf dem Rasen Mittagspause gemacht und uns ausgeruht. Wenn man so gemütlich auf dem Rücken liegt kommen einem die Eukalypthusbäume riesengroß vor.


Dann haben wir uns in Richtung Medina (Altstadt) aufgemacht. Zunächst haben wir ein Fahrradgeschäft gesehen, welches mich an das Geschäft gegenüber vom Haus meines Bruders in Lima erinnert hat. Hier hätte ich mein Rad lieber nicht neu einspeichen lassen!


Anke hat sich dagegen für einen Gewürzladen interessiert. Selbst hat sie Gewürze eingekauft und mir vorgeschlagen, für Beke Mörser und Schale aus Ton mitzubringen. Gut, dass wir noch einmal nachgefragt haben: Das Gerät war eher für Hautpeeling oder das Auftragen von Cremes vorgesehen. Das habe ich dann lieber bleiben lassen!


Anschließend ging es dann wirklich in die Medina. Zunächst auf eigene Faust und dann wurden die Gassen immer enger und winkliger. Irgendwann drängte sich freundlich aber bestimmt ein junger Student mit dem Namen Mohammed als Führer auf und wir wurden ihn auch nicht mehr los. Eigentlich war das in der Medina ganz angenehm, denn er hat uns den richtigen Weg und viele schöne Ecken gezeigt, die wir sonst nicht gefunden hätten.


Er führte uns auch zu einem schönen Aussichtspunkt, an dem man die Straße von Gibraltar gut fotografieren kann: Links liegt Europa und rechts liegt Afrika!


Es war uns aber auch etwas mulmig, denn uns war nicht ganz klar, was Mohammed am Ende der Tour von uns erwartete. Er war so etwas wie ein Gang-Leader hier im Viertel, was man an der Art erkennen konnte, wie er von den Leuten gegrüßt wurde. Wir waren zwar zu dritt, aber wir hatten auch das Gefühl, dass er jederzeit 20 Leute zu Hilfe hätte herbeipfeifen können. Wir baten ihn dann, uns zu einem Taxi zu führen und dort drückten wir ihm rund 5 Euro in Münzen in die Hand. Das war ihm nicht genug und er fing böse an zu fluchen, woraufhin ich ihn zurückrief, ihm das Kleingeld wieder abnahm und ihm einen 10-Euro-Schein gab. Damit war alles gut und man konnte sich freundlich verabschieden. Wahrscheinlich hätte er bei einem 10-Euro-Schein zu Anfang auch geflucht, hier handelt man schließlich!


Mit dem Taxi sind wir zum zweiten erreichbaren Cache in ca. 12 Kilometer Entfernung gefahren. Den Preis hatten wir mit 25 Euro für Hin- und Rückfahrt vorher ausgehandelt. Viele Straßen waren mit Flaggen versehen, denn diese Woche ist der König hier. Wir sind sogar an seiner Residenz vorbeigefahren und laut Taxifahrer sind wir sogar seinem Auto begegnet. Deshalb gab es auch Stau auf der Gegenspur, denn den König darf man natürlich nicht überholen!


Der Taxifahrer war sehr nett und hat an Aussichtspunkten für uns angehalten. Das Ziel waren die Herkulesgrotten, die derzeit wegen Umbauarbeiten aber leider geschlossen sind. Das machte uns nichts, denn wir wollten ja den Cache finden, was uns auch schnell gelang. Danach blieb noch Zeit für ein Mittagessen mit toller Aussicht auf einer Terasse. Wir konnten die Berge Spaniens sehen und glaubten dort als weißen Fleck auf der Kammlinie Vejer zu erkennen. Von dort hatten wir ja gestern unseren ersten Afrikablick.


Nach 75 Minuten holte uns der Taxifahrer wie vereinbart wieder ab und brachte uns zum Fährterminal, nicht ohne uns vorher noch einmal zum Aussichtspunkt Cap Spartel zu fahren. Diesmal klappte es mit dem Bezahlen auf freundliche Art und Weise - vorher aushandeln ist immer besser!


Jetzt sitzen wir auf der Fähre und warten auf Delfine, vielleicht kommen sie ja noch. Am Anleger treffen wir uns gleich mit meinem Kollegen Sascha, der mich morgen eine Etappe lang mit dem Fahrrad begleiten will.

Anmerkungen von Anke:
Jan war heute morgen im Afrikataumel und hätte bei Fährankunft beinahe den Boden geküsst! Er grinste ununterbrochen und wiederholte fortwährend: ich bin in Afrika, ich habs geschafft, jaa, ich hab jetzt zwei Caches in Afrika und ganz Afrika ist rot!

Wir sind zwar heute nur rund 15km südlich gewesen, aber in Marokko kam es mir mindestens 20 Grad heißer vor. Gut, dass ich meinen Sonnenhut mithatte! Die Frauen tragen hier übrigens fast alle ein Kopftuch und baden haben wir auch nur Männer gesehen...

Die Suqs in der Medina waren wirklich sehr bunt und wimmelig. Marrokanische Lederschlappen in allen Farben, herrlich, leider meist nur bis Schuhgröße 37 ...

Mohammed geleitete uns immer tiefer und tiefer in die Medina. Die Gassen wurden immer enger, verwinkelter und trister. Die Läden wechselten zu Einraum-Handwerksbetrieben wie Bäcker oder Schneider. Jugendliche säumten die Wände und es wurde etwas unheimlich. An jeder Ecke, wo es die engen Gassen zuließen, überprüfte Martin den Sonnenstand, um notfalls auch eigenständig aus dem Labyrinth herauszufinden.

1 Kommentar:

  1. Hi again! nice to see you in Africa!

    LAst week I have been with Johannsen and Lynn. Very nice people too, like you!

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