Samstag, 1. März 2014

Tag 15: Étretat - Caen, 130 km

Geplant waren heute eigentlich nur 108 Kilometer, und zwar laut Google Maps Fahrradrouten-Planung. Das wurde aber schon nach 10 Kilometern komisch, als ich das erste Mal auf einen nicht befahrbaren Matschweg geleitet wurde.


Diese Routing-Schwäche konnte ich mit Improvisation und wenig Umweg noch ausgleichen. Schlimmer wurde es dann in Le Havre. Ist schon komisch, wenn man nach 10 Minuten zum zweiten Mal an derselben Stelle in einem vierspurigen Kreisverkehr ansetzt, weil die nur halb vorhandene Radwegführung einfach nicht hinhaut. Richtig schlimm wurde es aber an der Pont de Normandie, der größten Schrägseilbrücke Europas. Sie führt über die Seine und hat (wie in Wikipedia vorher gecheckt) tatsächlich einen schmalen Fuß- und Radweg an der Seite.


Das Problem war die Anfahrt zur Brücke. Ich bin nördlich des Grand Canal du Havre gefahren und hätte über eine Vorbrücke fahren wollen. Die ist aber noch reine Autostraße ohne Fuß- und Radweg. Die nächste Brücke über den Kanal lag etwa 8 Kilometer entfernt und das bedeutete knapp 20 Kilometer Umweg. Also doch 2 Kilometer Autostraße auf dem Standstreifen fahren? Ich habe es probiert, aber nach einem Kilometer aufgegeben. Diese Vorbrücke ist ziemlich steil und genau auf der Brücke gibt es überhaupt keinen Standstreifen. Es wäre einfach zu gefährlich gewesen. Ich habe mich in mein Schicksal ergeben und mein Fahrrad einen Kilometer auf dem Standstreifen zur Auffahrt zurückgeschoben und den riesigen Umweg in Kauf genommen. Ich kam dann sogar an einer Mautstelle vorbei, musste aber als Radfahrer nichts bezahlen.


Auf der anderen Seite der Seine sollte nun eigentlich alles besser werden, aber gleich der erste Anstieg nach der Seine-Überquerung erwies sich als weitere Google-Maps-Pleite: Ich habe zwar einen schönen sanften Anstieg über einige Kilometer in einem Wohngebiet gehabt, aber am Ende war das eine Sackgasse. Es führte nur ein Matschweg weiter, den ich diesmal sogar genommen habe, um die mühsam gewonnene Höhe nicht zu verlieren. Es war eine echte Schlammschlacht!


Ich habe dann mein Navi eine eigene Route berechnen lassen, dann gab es auch keine Überraschungen mehr. Es ging endlich auch gut voran. Bei Beginn der Dämmerung habe ich das Licht eingeschaltet und da funktioniert etwas nicht mehr so, wie es soll. Es flackert und zunächst ist es sogar mehr aus als an. Beim Rücklicht stört das nicht, weil durch einen Kondensator das Licht gleichmäßig leuchtet. Aber beim Vorderlicht ist das beunruhigend. Ich habe die Kontakte überprüft und es liegt wahrscheinlich an den Kontakten vorne am Nabendynamo. Da muss ich mich morgen früh mal drum kümmern.

Die Ankunft am Hotel war auch schwieriger als erwartet: An den vorher recherchierten Koordinaten war gar kein Hotel! Zum Glück hatte ich genug Technik dabei, um mir spontan aus dem Internet eine Wegbeschreibung senden zu lassen. Und mit etwas Glück konnte ich sogar eine Pizzeria finden, in der ich jetzt diese Zeilen schreiben kann.

4 Kommentare:

  1. Hallo Jan, danke für den tollen Blog es macht richtig Spaß in jeden Tag zu lesen. Das lässt einen selbst so sehr von so einer Tour träumen. Ich muss nochmal den Hut vor Deinen Tageskilometerleistungen ziehen. Wahnsinn wie Du so regelmässig über 100 km am Tag kommst. Ich selbst habe heute eine kleine Radtour zum JanRb Cache und zu einer Tasse Tee gemaccht.

    Gute Fahrt weiterhin

    Matthias

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    1. Und hoffentlich bist Du dann kurz eingekehrt bei Dörte!

      Viele Grüße von ganz nah beim Mont St. Michel
      Jan

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  2. Hallo Jan, von den üblichen Problemen mit der Kombination google maps und Fahrrad mal abgesehen, scheint es ja bei Dir recht rund zu laufen. Danke, dass Du den Begriff "Schrägseilbrücke" verwendest, wird ja gerne falsch gemacht. Und aus eigener leidvoller Erfahrung weiß ich, dass die Überquerung mit dem Fahrrad oft einfacher ist als die Anfahrt. Denn auch diese Höhendifferenz will überwunden werden.
    Weiterhin gute Fahrt,
    Falko.

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    1. Hallo Falko,

      In diesem Fall war es nicht die Höhendfferenz, sondern wirklich nur die Anfahrt. Mit besserem Studium von OSM-Fahrradkarten wäre das vermeidbar gewesen. Eine Ausschilderung gab es vor Ort praktisch nicht. Es ist eben anders als in den Niederlanden, wo man vor dem Abschlussdeich ein Schild für Radfahrer mit "Amsterdam 100 km" finden kann.

      Gruß Jan

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