Donnerstag, 12. Juni 2014

Tag 118: Tirana - Lushnja, 95 km

Ich hatte gestern Abend das Hotel schon bezahlt und konnte so heute früh schon gegen 7 Uhr aufbrechen. Auf dem Programm stand zunächst ein 800-Meter-Pass zwischen den Städten Tirana und Elbasan. Etwa bei 400 Höhenmetern bot sich die verführerische Alternative eines langen Tunnels, der anscheinend für Radfahrer doch nicht verboten ist, sondern nur für LKW. Ich fühlte mich aber gut, habe der Versuchung widerstanden und bin die einsame Bergstraße hochgefahren. Es hat sich wirklich gelohnt, denn die Steigung war gut fahrbar und die Straßenführung spektakulär. An manchen Stellen führte die Straße auf einem Grat längs, was fantastische Ausblicke zu beiden Seiten bot. Schon um 10:30 Uhr hatte ich nach 30 Kilometern die Passhöhe erreicht und dort erst einmal ein zweites Frühstück gemacht: Lammfleischsuppe für 2 Euro.


Zunächst blieb die Straße einige Kilometer auf der Höhe und dann kam eine sehr lange Abfahrt nach Elbasan. Kurz vor dem Erreichen der Stadt bin ich rechts in ein Flusstal abgebogen und hatte weitere 20 Kilometer Flachstrecke vor mir. Bei der zweiten Pause an einer Tankstelle habe ich mir die lokalen Domino-Regeln erklären lassen. Hier auf dem Lande ist's mit Englisch und Deutsch nicht mehr weit her, der Albanisch-Führer wurde heftig benutzt. Mein Spielpartner ist Autoverkäufer und hat zwischendurch einen Verkauf getätigt. Das machte ihn so froh, dass er mich auch mal gewinnen ließ!


Apropos Tankstelle: Wer würde bei uns Kraftstoff der Marke "Kastrati" kaufen? So heißt hier der große Tankstellenkonzern!


Der Nachmittagshügel von 200 Höhenmetern war dann wieder besonders anstrengend: Erstens waren es kleine Dorfstraßen, die sind häufig steiler, und zweitens war es inzwischen wieder richtig heiß. Ich musste hier mehrfach das Fahrrad schieben, aber es war ja zum Glück nicht weit. Links und rechts von den Hügeln waren viele landwirtschaftlich genutzte Flächen.


Auf der Straße habe ich hier eine Blindschleiche (glaube ich jedenfalls) gesehen. In Italien hatte ich schon mal eine Ringelnatter entdeckt, aber die war zu schnell verschwunden für ein Foto. Diese Blindschleiche hatte jedenfalls die Ruhe weg. Ich hätte sie fast überfahren und auch die Autos sind nur wenige Zentimeter an ihr vorbeigefahren. Und ja, sie lebte noch, sie hat ihren Schwanz bewegt.


Der Zielort Lushnja ist eine Kleinstadt mit ca. 30.000 Einwohnern. Das sieht hier ganz anders aus als in Shkodra oder Tirana, dort ist wesentlich mehr los. Ich habe ein Hotel gefunden (1500 Lek = knapp 11 Euro), weiß aber noch nicht, ob ich das WM-Spiel auf dem Fernseher in meinem Zimmer sehen kann. Eurosport, viele italienische Sender, viele albanische Sender und MTV - insgesamt 40 Programme. Aber RAI Sport 1, welches in Italien überträgt, ist z. B. nicht dabei. Und eine Webseite zu finden, die den WM-Sendeplan für Albanien angibt, ist mir noch nicht gelungen. Für Griechenland wäre es im übrigen auch wichtiger ...

2 Kommentare:

  1. Hmm, wenn die Schlange/Schleiche wirklich nur ihren Schwanz ein wenig bewegt hat, hatte sie vllt doch schon von irgendeinem Fahrzeug einen mitbekommen - gestreift oder so. Sind das nicht Blutflecken auf dem Boden beim Kopf?

    Wie dem auch sei, ich wünsch dir weiterhin gute Fahrt und noch viele weitere interessante Eindrücke!

    Viele Grüße - Hanno

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  2. Hallo Hanno,

    ja, es sah für mich so aus, als ob aus dem Maul Blut kam. Jedenfalls war da was Rotes. Ich hielt es zunächst für möglich, dass dies auch Blut eines Opfertieres sein könnte. Bei dem Speisenplan von Blindschleichen (vornehmlich Schnecken) erscheint das aber eher unwahrscheinich. Ehrlich gesagt habe ich keine Lust gehabt, das Tier näher zu untersuchen - nachher ist es doch gar keine Blindschleiche ...

    Gruß Jan

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