Sonntag, 29. Juni 2014

Tag 135: Trilofos - Paralia Ofriniou, 114 km

Heute bin ich wieder früh losgefahren, weil ziemlich am Anfang ein 600-Meter-Pass auf dem Programm stand. Bis ca. 500 Meter über Meereshöhe lief auch alles nach Plan: Ein paar kurze Pausen im Schatten und ich kam flott voran. Dann ging es aber plötzlich auf eine Schotterstrecke für die letzten 100 Höhenmeter! Und damit nicht genug: Auch der Abstieg erfolgte auf steiler Schottertrecke, so dass ich aus Angst vor Stürzen häufig lieber geschoben habe.


Richtig ärgerlich wurde es, als ich feststellte, dass ich den geplanten Weg verloren hatte. Etwa 300 Meter zurück hatte ich eine unspektakuläre Abzweigung nach links übersehen.


Radfahrer mögen ja nicht zurückfahren und schon gar nicht bergauf. Der Weg, auf dem ich war, war klar der breitere, er musste also irgendwo an einer Straße enden und es gab nur eine Straße im Tal. Also bin ich mutig weiter bergab auf dem breiten Weg gefahren. Bis ich auf einem Feld das Ende des Weges erreicht hatte. Offensichtlich war der Weg nur so breit, damit ein Mähdrescher ihn benutzen kann.


Es blieb mir also nichts anderes übrig, als die 2,5 km zur verpassten Abzweigung zurück zu schieben. Diesmal allerdings bergauf und bei inzwischen deutlich gestiegener Hitze! Zum Glück habe ich danach keinen solchen Navigationsfehler mehr gehabt und die restliche Strecke war dann auch relativ flach. Sie führte entlang der beiden Binnenseen, die die Chalkidiki vom Festland abgrenzen.


Auf den Seen habe ich einige Windsurfer gesehen, was gut dazu passte, dass ich einen ordentlichen Gegenwind hatte. Der hat wenigstens für etwas Kühlung gesorgt!

Kurz vor dem Etappenziel habe ich den Löwen von Amfipolis fotografiert. Das ist eine etwa 10 Meter hohe Löwenfigur aus dem 4. Jahrhundert vor Christus, die einmal als Grabmal für einen Mitkämpfer von Alexander dem Großen gedient haben soll. Man hat 1912 die ersten Bruchstücke des Denkmals entdeckt, mit dem Wiederaufbau aber erst in den Dreißigerjahren begonnen.


Wenn man direkt davor steht, ist die schiere Größe ganz schön beeindruckend. Mir hat auch das Gesicht des Löwen gefallen!


Ich bin jetzt in einer kleinen Pension am Strand von Ofriniou. Das liegt gegenüber dem östlichen Finger der Chalkidiki, auf dem die Mönchsrepublik Athos liegt. Aber der Berg Athos steht dem Olymp in nichts nach: Er verschwindet im Dunst und man kann die Spitze nicht sehen.


Mein Gastwirtspaar hat lange in Deutschland in der Nähe meines Geburtsorts gelebt und dort griechische Restaurants geführt. Unter anderem von 1986 bis 2000 auch in Bruchhausen-Vilsen und meine dortige Verwandschaft war ihnen natürlich bekannt. Ich soll einen schönen Gruß bestellen, was ich hiermit mache!

Nachtrag:
Hier am Strand gab es natürlich Public Viewing beim Griechenlandspiel. Mir war es aber schlicht zu spät, die Partie begann ja erst um 23 Uhr Ortszeit. Ich habe sie stattdessen im Wohnzimmer der Pension zusammen mit 3 Griechen geguckt. Die Stimmung war großartig, als in der Nachspielzeit das 1:1 für Griechenland fiel. Eigentlich hätten die Griechen in der Verlängerung mit einem Spieler mehr auf dem Platz den Sack zumachen müssen. Sie hatten auch viele Chancen, aber das Tor wollte nicht fallen. Das Elfmeterschießen ging dann ja bekanntlich für Costa Rica aus, also gab es keine Autokorsos und wir konnten um 2 Uhr traurig ins Bett gehen.

Keine Kommentare: