Montag, 30. Juni 2014

Tag 136: Paralia Ofriniou - Drama, 72 km

Ich hätte heute auch gleich über Kavala Richtung Xanthi weiterfahren können und hätte damit eine Etappe gespart. Diesen Umweg über das Rhodopengebirge mache ich aus zwei Gründen: Zum einen hat mir die Landschaft zwischen Xanthi und Drama bei meinem Griechenlandurlaub vor ein paar Jahren super gefallen. Damals hatte ich diese Tour schon im Kopf und konnte mir gut vorstellen, hier längszuradeln. Zum anderen hat mir Falko von den Europaradlern die Aggitis-Schlucht schwer ans Herz gelegt. Dieser Radweg sei jeden Umweg wert.

Heute stand also die Schlucht auf dem Programm und nach 30 Kilometern hatte ich die Stelle erreicht, wo ich abbiegen sollte. War nicht so einfach, denn es war ein klassischer "Sprung von der Brücke" angesagt, das heißt Fahrrad über die Leitplanke heben und eine Böschung runterschieben. Neben dem Fluss begann nun ein landwirtschaftlicher Weg, allerdings nicht asphaltiert sondern Schotterstrecke.


Zunächst ließ er sich gut befahren, aber dann wurde er steil und teilweise war er ziemlich zugewachsen. Dann ist es beruhigend, wenn man auf dem GPS nachsehen kann, dass man wirklich noch richtig ist und jemand diesen Weg auch schon mal bis zu Ende gefahren ist.


So richtig Spaß machte das jetzt nicht mehr und dann kamen auch noch sehr große Matschstellen dazu. Nach einem heftigen Regen dürfte dieser Weg unbefahrbar sein. Mein Vorderrad war jedenfalls von Schlamm verklebt und ich musste es mehrfach wieder gangbar machen. Zum Glück war es aber nur Schlamm und nicht klebriger Lehmboden wie hinter Sevilla. Schlamm ist leichter zu entfernen und man muss dazu auch nicht das Rad ausbauen.


Nach etwa 13 Kilometern kam dann aber tatsächlich der angekündigte tolle Radweg. Er begann wie ein schöner Dünenweg in Holland, Frankreich oder Litauen: Asphaltiert und in sanften Kurven durch die einsame Landschaft.


Dann wurde es aber tatsächlich spektakulär: Nur durch ein kleines Holzgeländer abgesichert führte der Weg am oberen Rand der Schlucht längs. Die Schlucht war so steil, dass man nur an wenigen Stellen den Fluss sehen konnte. Fazit: Die Anstrengung hat sich gelohnt, aber vielleicht hätte ich einen anderen Einstiegspunkt finden sollen.




Was ist sonst noch passiert? Ich habe heute keine Bananen in den Supermärkten am Weg gefunden und musste deshalb auf Speiseeis ausweichen. Ab und zu ist das auch nicht schlecht. Und kurz vor Erreichen des Tagesziels traf ich Serdar, einen jungen türkischen Radwanderer, der vor 6 Tagen in Istanbul gestartet ist.


Außerdem konnte ich noch ein paar Jungstörche bei ihren ersten Flugübungen beobachten. Das sah sehr witzig aus: Sie hoben vielleicht 50 cm vom Nest ab, hatten die Beine ganz ausgestreckt, um den Abstand zum Boden möglichst klein zu halten, und landeten bereits nach 3 Sekunden wieder.



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