Dienstag, 13. Mai 2014

Tag 88: Pompei - Pisciotta, 149 km

Dass die nächsten 3 Süditalien-Etappen hart werden, war vorher klar. Geplant waren für heute aber nur 129 Kilometer und ca. 1800 Höhenmeter. Diverse Straßensperrungen und Planungspannen ließen dann die Kilometerzahl gewaltig ansteigen. Doch der Reihe nach:

Da die Etappe lang war, bin ich früh aufgestanden, also um 6:30 Uhr. Gegen 7:30 Uhr habe ich mich von Dörte verabschiedet, die sich gemütlich noch mal im Bett umdrehte. Der Start lief gut, der erste 200-Meter-Hügel bei Kilometer 22 war im Anstieg so flach, dass man ihn kaum gespürt hat. Nach der Abfahrt habe ich in Vietri sul Mare eine erste Pause gemacht. Ein hübscher Ort mit Blick auf die Amalfiküste. Hier ist alles auf Keramikverkauf ausgerichtet, dementsprechend kann man mehr Kacheln als in Portugal sehen!


Danach kamen 55 Kilometer Flachstrecke. Das war ja so fies an dieser Etappe, dass die ernsthaften Anstiege erst bei den Kilometern 82 und 117 kamen. Aber vorher sorgte auf der Flachstrecke die strada provinciale litoranea mal wieder mit einer Sperrung für Abwechslung.


Diese Sperrung zwang mich quasi zu einem Umweg über die Ruinen von Paestum, was mir sehr gefallen hat. Ich bin allerdings nicht auf das Gelände gegangen, weil ich den Eindruck hatte, dass man von außerhalb des Zauns schon genug sehen kann. Auf dem Gelände selbst sind die einzelnen Tempel nämlich auch wieder abgesperrt.


Und dann kam das letzte Stück, die geplanten 1000 Höhenmeter auf den letzten 20 Streckenkilometern. Zunächst wollte ich in meinem Navi noch mal schnell checken, ob es nicht eine bessere Route gab: Ja, nur 17 Kilometer und nach Karteneindruck auch weniger Höhenmeter! Der Nachteil dieser Route zeigte sich, als das Navi sagte: Nur noch 9 Kilometer bis zu den Zielkoordinaten! Die Straße war schon wieder mal gesperrt, diesmal wegen eines Erdrutsches. Dörte war mit dem Auto an der gleichen Stelle, hat das Schild ignoriert und hat an der Problemstelle dann wieder kehrtgemacht. Sie meinte, dass man das Fahrrad wohl hätte drumrumtragen können, aber diese Nachricht hat mich erst viel zu spät erreicht.


Also habe ich mir mit dem Navi einen Alternativweg gesucht. Dieser kreuzte nach 5 Kilometern meine Originalroute, die mir allerdings nicht gefiel: Google Maps wollte mich auf einen steilen und auch noch abgesperrten Mountainbike-Weg schicken. Also blieb ich bei meiner neuen Route, die dann aus den 9 Kilometern volle 26 Kilometer machte. Ein weiteres Straßensperrungsschild machte mich dann echt nervös, bis ich durch einen Anruf bei Dörte verifizieren konnte, dass mich diese Sperrung ausnahmsweise mal nicht betraf. Es ging ganz schön auf und ab durch diesen Nationalpark und schließlich kam ich bei den Zielkoordinaten an. Dort war aber kein Zeltplatz! Der ausgesuchte Zeltplatz war nicht aus der ASCI-Liste, da kann das schon mal vorkommen, dass die Koordinaten auf der Webseite nicht stimmen! Dörte hatte aber 3 Kilometer weiter (noch ein paar Extrakilometer!) schon einen Zeltplatz gefunden. Ich war froh, kurz nach 20 Uhr noch bei Sonnenschein angekommen zu sein! Um 21 Uhr ist es hier nämlich schon zappenduster!


Anmerkungen on Dörte
Beke hatte vor der Fahrt schon angemerkt, dass dies eine Mozzarella-Gegend ist und sie verwies auf eine Büffelfarm, die sie bei einer Exkursion besichtigt hatte. Jan hatte mir auch Koordinaten gegeben. Da war dann zwar nix, aber etwas entfernt waren Gebäude zu sehen, die ich für Ställe hielt. Also abgebogen, durch eine Desinfektionswanne gefahren und ab auf den Hof. Bin dann etwas rumgeirrt und hab dann drei Männer getroffen, denen ich auf Englisch erklärte, dass meine Tochter im letzten Jahr hier war. Möglicherweise haben sie nur "food chemist" und "university" verstanden. Auf jeden Fall erhielt ich eine Sonderführung über das Gelände. Keine Ahnung, für wen sie mich gehalten haben. Verstanden hab ich immerhin, dass einer der fünf Bullen krank ist und gleich in Quarantäne kommt, dass die schwangeren Kühe gesondert gehalten werden und dass die Kleinen demnächst getrennt werden. Aus den Jungs werden dann Büffel-Burger. Super-nette Führung. Danke, Beke!

Ich habe mir auch Paestum angesehen. Die Ruinen dort sind - abgesehen von den Tempeln - weiter verfallen und von Rasen umgeben. Es gibt kaum etwa Schöneres und Friedvolleres als Sonnenschein, leichten Wind und den Geruch von frisch gemähtem Rasen.

Und noch ein Nachtrag zu gestern (sorry Kirk): Im Restaurant in Pompei fragte ich nach der Toilette. Daraufhin drückte der Kellner mir ein 50 Cent-Stück in die Hand und verwies auf das Bahnhofsklo!

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